„Das Außergewöhnliche geschieht nicht auf glattem, gewöhnlichem Wege“
Lebenswege sind oft krumm und schief und führen einen trotzdem genau dahin, wo man hin sollte. So auch bei mir.
Tatsächlich entdeckte ich bereits früh in mir eine Berufung anderen Menschen in schwierigen psychischen Situationen beizustehen und entschied mich daraufhin ein Studium der Pädagogik zu beginnen. Da ich selbst lange Jahre immer wieder depressive Phasen hatte, begann ich eine Gesprächstherapie, in deren Verlauf mir kar wurde, dass ich meine Neurose des Helferkomplexes nicht auch noch zu meinem Beruf machen sollte. Durch einen Zufall, sofern es solche überhaupt gibt, kam ich in Kontakt mit der Kunstgeschichte und eine Liebe begann, die bis heute anhalten sollte. Ich wechselte mein Studienfach und studierte Kunstgeschichte, klassische Archäologie und Ethnologie. Ich beschloss, mich statt mit Problemem mit dem Guten und Schönen zu beschäftigen.
Während meines Studiums merkte ich, dass meine persönliche Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen war und suchte eine Therapieform und eine Therapeutin, die mir Möglichkeiten über eine Gesprächstherapie hinaus bot. Mir war nicht so ganz klar, was ich da suchte, aber als ich dann über einen Freund bei einer Gestalttherapeutin landete, wusste ich, dass dies nun meinen weiteren Weg bestimmen würde.
Im Laufe dieser Therapie entdeckte ich in mir eine tiefe Spiritualität. Für mich bedeutet die Reise ins eigene Innere eine spirituelle Erfahrung zu machen. Je tiefer ich mich erkannte, desto mehr spürte ich auch die tieferen Wahrheiten und Zusammenhänge. Obwohl ich noch immer den Vorsatz hatte mein Studium abzuschließen, regte sich in mir der Wunsch, andere Menschen auf ihrem Weg in ihr Innerstes zu begleiten.
Ich begann meine Magisterarbeit zu schreiben und bereitete mich danach auf meine Abschlussprüfungen vor. Ich war so ehrgeizig und hatte solchen Leistungsdruck, dass ich mich in dieser Zeit komplett verausgabte. Trotzdem nahm ich kurz nach meinem Abschluss an einer Studienreise des Kunsthistorischen Instituts Florenz teil, die mein Professor mir empfohlen hatte. Sie hatte mit dem Thema meiner Abschlussarbeit zu tun und er hoffte, die dadurch geknüpften Verbindungen wären mir bei meiner Promotion nützlich. Doch die Oberflächlichkeit und die Masken, die die anderen Teilnehmer trugen waren mir zuwider. Obwohl ich aus Liebe zur Wissenschaft immer gerne promovieren wollte, entschied ich mich nach dieser Erfahrung auf ein Leben im Wissenschaftsbetrieb zu verzichten, da es mich niemals glücklich machen würde.
Ich hatte mich so verausgabt, dass ich nach der Studienreise zusammen brach und meine Therapeutin ein Burnout bei mir diagnostizierte. Etwas in mir war der Ansicht, das könne nicht sein, da ich doch nicht viel getan hatte. Tatsächlich war die Anerkennung meines Zusammenbruchs der erste Weg aus dem Burnout hinaus. Wie ein Alkoholiker, der seinen Alkoholismus zugeben muss, musste ich mir ein Burnout zugestehen. Langsam aber sicher ging es aufwärts, ich strampelte mich frei und erfuhr so viel über meinen Ehrgeiz und meinen inneren Leistungsdruck.
Ich bestritt meinen Lebensunterhalt mit Führungen durch Trier und war mit meinem Leben zufrieden. Bis ganz plötzlich, wie aus dem Nichts wieder der Wunsch nach mehr aufkam. Ich hatte von meiner Gestalttherapeutin bereits vor Jahren von der ganzheitlich integrativen Atemtherapie gehört und sie hatte mir die Ausbildung sehr ans Herz gelegt. Nun rief ich sie an, sie gab mir die Telefonnummer von Tilke Platteel-Deur und binnen eines Tages war ich für das zwei Wochen später stattfindende Einführungsseminar angemeldet.
Was dann folgte waren die wohl außergewöhnlichsten drei Jahre meines Lebens. Die Ausbildung ist gerade am Anfang sehr auf die eigene Entwicklung ausgelegt und bei mir änderten sich grundsätzliche Einstellungen und Gedanken so komplett, dass es mir heute schwer fällt mich daran zu erinnern, wie ich mich früher fühlte.
Es war eine wunderbare und äußerst intensive Zeit, die mein inneres Empfinden und daraufhin auch mein äußeres Leben sehr verändert hat. Und heute bin ich genau da, wo ich sein will, glücklich mit meinem Leben und überaus dankbar für all die Erfahrungen, die mich auf meinem Weg bis hierhin führten.